Bericht von Mitte Juli 2022
Mika’iila geht es gut, er wird dieses Jahr 12 Jahre alt und wird im Sommer 2023 die Primarschule abschliessen. Er kommt noch immer gut mit in der Schule, was nach den sehr schwierigen ersten Jahren nicht ganz selbstverständlich ist. Anschliessend möchte er dann ein paar Jahre in die Sekundarschule um später eine Lehre zu machen. Es gibt in Nigeria übrigens kein Schulobligatorium wie in der Schweiz.
Am meisten gefallen ihm ganz handfeste Aufgaben und so hat er auch dieses Jahr sein eigenes kleines Feld bepflanzt, auf dem Land hinter ihrem Haus. Der Vater erzählte mir, dass Mika’iila das aus eigenem Antrieb mache, weil er Freude daran habe. Auf dem einen Foto seht ihr ihn vor seinem Maisbeet (rechtes Foto). Er pflanzte auch Tomaten und Gemüse und er züchtet, mit Hilfe seines Vaters, Hühner und Truthähne. Auf ihrem Land steht auch ein Avocadobaum, der dieses Jahr besonders grosse Früchte trägt- ihr seht Mika’iila mit den Avocado in der Hand auf dem mittleren Foto.
Leider hatten sie im Juni ein unerwartet schweres Gewitter und ein Teil der Felder wurden dabei weggeschwemmt. Das war allerdings weiter weg vom Dorf, dort wo die Erwachsenen Landwirtschaft betreiben. Mika’iilas Familie hatte aber noch Glück, sie verloren nur etwa einen Drittel ihrer Ernte, andere Felder seien komplett zerstört worden. Alle Bienenkästen, welche Mika’iila mit seinem Vater in dem Gebiet wo Landwirtschaft betrieben wird aufgestellt hatten, gingen bei dem Unwetter verloren, der Fluss habe sie mitgerissen. Dieser Verlust bedeutet, dass sie dieses Jahr keinen Honig zum Verkaufen haben.
Im Moment ist es in ihrem Dorf ruhig, vor etwa einem halben Jahr war eine Bande unterwegs und es wurden zwei Personen entführt und Lösegeld erpresst. Frieden, Sicherheit, Wohlergehen sind ein kostbares Gut.
Mika’iila und seine Familie danken euch herzliche für die Patenschaft und Unterstützung. Ihr seht alle vier auf dem linken Foto.
Beste Grüsse
Caroline
Bericht von Mitte September 2020
Das unten abgebildete Foto hat der Vater von Mika’iila von ihm im Gemüse Garten aufgenommen. Er arbeitet gerne im Garten und ist fasziniert herauszufinden, was bei ihnen wächst. Er bringt immer allerlei gesammelte Samen und Pflanzen nach Hause. Im Hintergrund wächst Kabis und zwar eine Sorte welche nur Blätter und keinen Kopf macht. Er hat auch verschiedene Sorten Spinat gepflanzt und dort wo er gerade steht wächst Basilikum. So viel Basilikum brauchen sie nicht, aber die Bienen mögen die Basilikumblüten.
Wir von der Kirchgemeinde stellten uns die Frage, ob wir Mika’iila einmal etwas schicken könnten. Seine Betreuerin Caroline meinte, er hätte grosse Freude an folgendem: Samen für seinen Garten! Sie wisse, dass er gerne Rüebli pflanzen möchte. In Nigeria und Kamerun ist es schwierig Samen für einen Hausgarten zu finden und auch verhältnismässig teuer. Caroline probiert herauszufinden, ob sie irgendwo in der Nähe bei ihnen, jemanden kennen, der ein Postfach hat, wohin wir einen Brief mit einem Samenpäckli schicken könnten, denn Chris und Caroline sind weiterhin in Kamerun und hoffen, dass sie in den kommenden Monaten nicht reisen müssen. Es scheint zu kompliziert mit allen Corona-Bestimmungen und Quarantäne etc. so dass es wohl am Gescheitesten ist, einfach zu bleiben wo sie sind. Erfreulicherweise ist das ländliche Kamerun und auch Nigeria nicht so heftig von Corona betroffen wie man anfänglich befürchtete. In den Grosstädten ist es ein wenig anders, aber auf dem Land gab es bisher kaum Fälle. Alle hoffen, dass dies so bleibt.
Bericht von Ende Juni 2020
Lernen trotz Corona…
Wegen des Coronavirus haben weltweit Schulen geschlossen, wodurch Millionen von Schülerinnen und Schülern ihre Ausbildung verpassen. In Kamerun ist das nicht anders. Wer an einem Ort mit funktionierendem und erschwinglichem Internet lebt, hat Zugang zu einer grossen Fundgrube an Lerninhalten. In ländlichen Gebieten Afrikas hat die Mehrheit der Bevölkerung jedoch entweder kein entsprechendes Gerät, keinen Strom oder kein Internet und somit keinen Zugang zu dieser Fundgrube, ihre Schulbildung ist ohne Unterricht im Klassenzimmer nicht möglich. Dagegen wollten wir in unserem Dorf etwas unternehmen.Deshalb werden die Tablets, welche sonst während dem Alphabetisierungsprogramm für die Fulani im Einsatz sind, jetzt in unserem Kurszentrum von den Sekundarschüler Alats gebraucht.
Mit der Software Kolibri können wir Bildungsinhalte offline (ohne Internet) zugänglich machen, die normalerweise nur online verfügbar sind, z. B. die Khan-Academy.
Ein Lehrer der Sekundarschule vom Dorf half uns, die Lektionen, welche wir gratis von der Website der Khan-Academy heruntergeladen hatten, nach dem offiziellen kamerunischen Lehrplan zu organisieren.
Die Fächer, welche wir derzeit auf Englisch anbieten, sind Rechnen für Primarschule, Mathematik, Chemie, Physik, Biologie, Anatomie, englische Grammatik, Wirtschaft, Weltgeschichte und ein Kurzkurs mit dem Titel „Coronavirus“. Wir wollen in Zukunft dieselben Fächer auch auf Französisch anbieten.
Wir haben auch über 1.300 Bücher von der Website «African Storybook» heruntergeladen. Es ist schön zu sehen, wie Jugendliche aus dem Dorf diese Bücher auf dem Tablet in aller Ruhe lesen und dann die besonders lesenswerten Titel einander weiterempfehlen. Diese 1.300 digitalen Bücher sind mehr, als die meisten von ihnen je gesehen haben, denn es gibt weder in unserem Dorf noch in der 20 Kilometer entfernten Stadt eine Bibliothek.
Das Kurszentrum ist von Montag bis Freitag jeweils nachmittags geöffnet. Ein Jugendlicher ist für die Tablets und Ordnung zuständig und meldet uns allfällige Probleme. Die Tische sind mit genügend Abstand voneinander aufgestellt und die Jugendlichen waschen sich bei ihrer Ankunft die Hände.
Wir bemühen uns, die Corona-Sicherheitsmassnahmen zu respektieren und gleichzeitig einen Beitrag zur Schulbildung in unserem Dorf zu leisten. Ein grosses Plus für uns: Wir gewinnen neue Freunde!
Ganz herzliche Grüsse aus Kamerun, Carolin & Chris
Ein erster Brief aus Nigeria ist am 13. November 2019 bei uns eingetroffen!
Liebe Kirchgemeinde Buus – Maisprach
Ganz herzlichen Dank für eure Spende für euer Patenkind in Nigeria! Die Überweisung ist eingetroffen und wir haben auch einen Weg gefunden, das Geld nach Nigeria weiter zu leiten. Interessanterweise ist es in Nigeria üblich, dass Erwachsene ein Bankkonto haben, auch wenn meistens nicht viel drauf ist. Die Kontonummer hat dort einen ähnlichen Wert wie eine Identitätskarte. In Kamerun ist das genau umgekehrt, jeder muss eine ID haben und ständig bei sich tragen (es gibt auch auf scheinbar wenig befahrenen Strassen häufige Polizei-Kontrollen), aber nur wenige haben ein Bankkonto (Staatsangestellte brauchen ein Bankkonto um ihren Lohn zu beziehen, ein selbständiger Bauer hingegen braucht kein Konto).
Mika’iila geht inzwischen gerne zur Schule und er sagte mir am Telefon, er sitze in der vordersten Reihe um nichts zu verpassen. Er ist jetzt in der dritten Kalsse. Buchstaben findet er noch immer ein wenig schwierig, Zahlen hingegen sind sein Ding. Im Rechnen ist er schnell und das macht ihm Mut und spornt an.
Mika’iila hat einen jüngeren Bruder, Ibraahim (Abraham) und dann wohnt auch noch eine Cousine bei ihnen. Die letzten Monate haben sie auch noch ein Mädchen aufgenommen, dessen Mutter psychische Probleme hat und die es nicht mehr schaffte, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Inzwischen ist die Pflegetochter wieder bei ihrer Familie.
Ich staune, wie Menschen, welche selber nicht viel haben so oft die sind, die dennoch bereit sind zu teilen, zu helfen und obwohl das Häuschen von Mika’iilas Familie eigentlich schon aus allen Nähten platzt, ist es keine Frage, dass sie ihre Türe öffnen für Menschen in der Not.
Im Dezember kommt Mika’iilas Vater nach Kamerun und dann habe ich hoffentlich Fotos für euch und ein paar Geschichten über euer Patenkind.
Ganz herzlichen Dank und liebe Grüsse aus Kamerun, Carolin
PS: Falls das Team oder die Kinder eurer Kirchgemeinde Fragen haben zu Mika’iila, zum Leben in Nigeria etc. dürft ihr mir die gerne schicken und ich werde probieren darauf zu antworten.
Ein Patenkind für unsere Kirchgemeinde – für die Stärnschnuppe
Schon länger beschäftigte uns der Wunsch, in unserer Kirchgemeinde ein „eigenes Göttichind“ zu haben – vor allem für die Kinder der Stärnschnuppe, die sich ja regelmässig an Samstagmorgen trifft. Und nun haben wir uns entschieden.
Seit über zwei Jahrzehnten arbeitet Carolin Jackson-Huber in diversen Gebieten von Kamerun und hat vor allem ein Ziel: die Alphabetisierung der Fulani-Frauen. Sie möchte, dass die Menschen dort lesen und schreiben lernen, damit sie selbständiger werden. Doch jede Volksgruppe dort hat einen eigenen Dialekt, eine andere Sprache. Und so hat sich Carolin zur Aufgabe gemacht, möglichst vielen Menschen das Schreiben und Lesen beizubringen. In ihrem Rundbrief von Mitte 2019 schreibt sie:
«Schreiben können ist süss wie Zuckerrohr»
«In diesem Jahr kamen zum ersten Mal fünf Kinder im Vorschulalter an unser Programm und wir organisierten eine eigene Klasse für sie. Sie lernten, einen Bleistift zu halten und damit zu schreiben und zu zeichnen. Sie lernten ihren Namen zu schreiben und machten Anfänge mit Buchstaben und Zahlen.
Mika’iila (9 Jahre alt) kam mit seiner Familie schon im Oktober nach Saare Salaam. Sein Vater arbeitete mit uns an der Übersetzung von Mathe-Lektionen.
Mika’iila glaubte, er sei dumm und auch seine Eltern waren zu einem ähnlichen Schluss gekommen, denn ihr Sohn hatte 5 Jahre die Schule besucht, wurde aber nie versetzt. Er war traurig, zurückgezogen und schämte sich.
Ich arbeitete jeden Tag ein paar Stunden mit Mika’iila und er lernte sehr schnell in seiner Sprache, Fulfulde, zu schreiben. Er machte wirklich bemerkenswerte Fortschritte. Bald schrieb er Sätze und dann ganze Geschichten. Zahlen und Rechnen lernte er u.a., während er mir im Garten beim Pflanzen und in der Küche beim Kochen half (“Pflanze 12 Zwiebeln in der 2. Reihe und 3 Sonnenblumen im 5. Beet.”). Er begriff auch schnell, wie mit dem Tablet umzugehen und übte wacker seine Rechnungen mit dem frisch übersetzten Fulfulde Rechen-Programm. Ab Januar konnte er mit der Erwachsenenklasse mithalten. Eines Tages überraschte er mich mit dem folgenden Gedicht:
Zuckerrohr ist süss wie Zucker.
Auto fahren ist auch süss.
Sich um Tiere zu kümmern ist süss.
Schreiben können ist auch süss.
Ich muss noch hinzufügen, dass “süss“ auf Fulfulde auch “sehr gut, super, cool, positiv, etc.” bedeutet. Mitte März kehrten Mika’iila und seine Familie in ihr Dorf zurück. Es war nicht einfach, sie ziehen zu lassen und lange hörten wir nichts von ihnen. Aber kürzlich kam gute Nachricht: Nach den 5 Monaten bei uns ging Mika’iila mutig zurück in seine frühere Schule, absolvierte die Schluss-Prüfung der dritten Klasse und erhielt die höchste Punktzahl! Er beeindruckte die Lehrerin so sehr, dass sie ihn zum Klassensprecher machte. Ab und zu darf er der Lehrerin helfen und ihre Notizen an die Wandtafel schreiben. Der Vater sagte, dass ihn viele Fulani im Dorf darauf angesprochen haben, wie sehr sich Mika’iila verändert habe, er sei jetzt freundlich und offen und habe keine Angst mehr. Schreiben können ist süss wie Zuckerrohr!
Der Schlüssel zu Mika’iilas Erfolg war, in seiner Muttersprache unterrichtet zu werden. Und jetzt wo er in seiner Sprache, Fulfulde, schreiben und lesen kann, kann er auch Englisch lernen.»
Wir haben diese Zeilen gelesen und gedacht: Was für eine Zufall! Wir haben hier in Buus eine St.Michaels-Kirche und könnten nun ein Patenkind haben, das selber auch Mika’iila heisst. Mit ihm haben wir die Chance, dass es wirklich eine Patenschaft gibt, die lebendig ist, indem wir ihm schreiben… und er uns vielleicht zurück schreibt. Natürlich kommt das gesammelte Geld nicht ihm selber zu Gute, sondern der ganzen Familie. Und so könnte unser Paten-Projekt auch Kreise ziehen, die über diese Familie hinaus geht.
Also haben wir am Erntedank-Gottesdienst am 22. September 2019 das erste Mal für unser „Göttikind“ die Kollekte gesammelt und werden ab dann weiter für ihn sammeln und aus diesem Sammelpot jeden Monat einen gewissen Betrag überweisen. Durch Carolin Huber haben wir die Gewähr, dass das gesammelte Geld vollumfänglich 1 : 1 zu dieser Familie kommt. Wir können Ihnen dieses Projekt wärmstens empfehlen.
Das Stärnschnuppe-Team, die Kirchenpflege und Pfr. Daniel Hanselmann