Wenn es mutiger ist, Angst zu haben
(Oder: Angst liegt nie in den Dingen selbst, sondern darin, wie man sie betrachtet. Anthony de Mello)
Die Wetterprognosen waren alles andere als vielversprechend. Dennoch machten sich am 18. Mai 32 mutige 7.- und 8. -Klässler auf den langen Weg bis nach Reigoldswil, zuhinterst im Fünflibertal. Vier Erwachsene begleiteten die hochmotivierten Jugendlichen. Zuerst ging es die Seilbahn hoch. Von Regen noch keine Spur. Zum guten Glück; denn es ist ja nicht ganz ohne, wenn man – mit Karabinern an dünnen Seilen angehängt – über unendlich hohe Tiefen schlittert, natürlich gesichert.
Es dauerte eine ganze Weile, bis alle zusammen die ganze Ausrüstung beisammen hatten: Helm, Handschuhe, «Gschtältli», alles gut und fest angezogen, damit nichts dem Zufall überlassen wurde. Dann kamen die gar nicht so einfachen Instruktionen, von Coaches und Begleiterinnen, natürlich auch per Bildschirm. Es folgte ein Versuchsparcours, um die Automatismen einzuüben.
Einige hatten es schon sehr schnell begriffen, andere brauchten ein bisschen länger. Was besonders schön war: Hatte jemand ein Problem, halfen sofort ein paar andere, griffen zu und korrigierten es. Es gab so richtig ein Gemeinschaftsgefühl. Natürlich hatten wir Spass; aber dennoch war deutlich ein Gefühl des Unbehagens zu spüren. Ein Kribbeln lag in der Luft. Gut – zuerst versuchte man, die grünen Parcours zu bestehen. Dann ging es eventuell zu den blauen, oder gar zu den roten. Besonders beim „Free fall“ musste man sich extrem überwinden.
Und manchmal tut es ganz gut, wenn man sich auch einmal überwinden muss. Getreu dem Spruch von Khalil Gibran: „Beherzt ist nicht, wer keine Angst kennt; beherzt ist, wer die Angst kennt uns die überwindet.“ Und dies geschieht in einer Gruppe sicher eher als alleine, zu Hause im dunkeln Zimmerchen. So geschah es tatsächlich, dass sich einige Dinge zutrauten, über die sie vielleicht selber erstaunt waren. Und klar – es birgt auch eine gewisse Gefahr, wenn man sich – wegen der Gruppe – zu viel zutraut. Trotzdem: es ist schon cool, wenn man fast einen halben Kilometer lang über das Tal den „Wassi Flyer“ durchfliegt – es ist richtig ‚action‘. Einige getrauten sich sogar auf die schwarze Strecke, wobei dort enorm viel Kraft und Ausdauer abverlangt wurde.
Auf alle Fälle waren die Jugendlichen erleichtert, zufrieden und gelöst, als es dann – fast drei Stunden später wieder mit der Seilbahn talwärts ging. Unfallfrei und ausgestattet mit einer neuen Gemeinschaftserfahrung. Gemeinde-übergreifend, gemeinschafts-stiftend und kommunikativ. Vielen Dank all jenen, die dazu beigetragen haben, dass wir diesen erlebnisreichen Tag miteinander verbringen durften, allen voran Kathrin, Lara, Detlef und Claudia.
Dass die Stichworte ‚Mut-Angst-Zutrauen‘ durchaus sehr viel mit dem alltäglichen Leben zu tun haben, liegt wohl auf der Hand. Es gibt da ziemlich viele Zitate. Mit einem letzten möchte ich meine Gedanken abschliessen:
„Den grössten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“
Daniel Hanselmann