Lorenz Lattner 1962 – 2017
«Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist heilsam. Alles ist mir erlaubt, aber ich darf mich von nichts beherrschen lassen.» 1. Kor. 6,12
Was Lorenz Lattner als wegweisendes Wort zu seiner Konfirmation erhalten hatte, gehörte mit zu dem , was wir anlässlich des Gottesdienstes zu seinem Abschied am 16. August bedachten. Weit über seine Kirchgemeinde hinaus ging die Zahl derer, die sich dafür in und vor der Kirche Buus versammelt hatten. Die von grosser Betroffenheit gezeichnete Trauergemeinde stand so ein Stück weit auch für all das, was unser Gemeindepfarrer in den etwas mehr als 23 Jahren seiner Tätigkeit aufgebaut und bewirkt hatte.
Am 1. Mai 1994 hatte er seine Stelle in Buus-Maisprach als Nachfolger von Pfarrer Ruedi Häusermann angetreten und wohnte seither mit seiner Frau Susanne und Sohn Patrick im Pfarrhaus an der Zuzgerstrasse 10 in Buus. Sie kamen von Othmarsingen AG her, wo Lorenz seine erste Pfarrstelle nach der Ordination im Jahr 1989 übernommen hatte.
Nach und nach prägte er durch sein Wirken auf nachhaltige Art und Weise die verschiedenen Bereiche des kirchlichen Lebens: ob im Religionsunterricht oder im Sonntagsgottesdienst, in der Konfirmandenarbeit oder während den Nachmittagen für unsere älteren Gemeindeglieder – immer wieder suchte er nach neuen Möglichkeiten, das ihm Aufgetragene – die Verkündigung der frohen Botschaft – zusammen mit den Menschen seiner Gemeinde erlebbar zu machen. Es war ihm zentrales Anliegen, mit all denen, die sich mitnehmen liessen, Kirche zu sein.
Auch über die Grenzen der Kirchgemeinde hinaus knüpfte er mit seiner offenen und unkomplizierten Art viele Kontakte. Er war vertraut mit den Dorfvereinen und setzte sich generell für das gute Zusammenleben der beiden Ortsgemeinden ein.
Im Laufe seiner Amtszeit fügte sich nach und nach dies und jenes Nebenamt zu seiner Haupttätigkeit, was dieser immer wieder auch zu wertvollen Impulsen verhalf: seit seinem Amtsantritt in Buus-Maisprach gehörte er der Baselbieter Synode an, seit 2013 war er Dekan des Kapitels Farnsburg-Homburg. Er war Begleiter der Baselbieter Theologiestudierenden und während vieler Jahre Feldprediger – zuletzt als Dienstschef Armeeseelsorge.
Als er vor fünf Jahren mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, war der Schock gross. Doch dass er ihm so sehr zu trotzen vermochte, lag sicher zum einen an der sich durch die Krebsforschung eröffnenden neuen Behandlungsmöglichkeiten, zum anderen und wohl ebenso sehr an seinem ungebeugten Willen, das Leben zu leben – bis zuletzt. Gewiss erlebte auch er manche Anfechtungen und Momente des Zweifels. Doch war zu spüren, wie seine Auseinandersetzung mit diesem letztlich unabänderlichen Schicksal seinem Wirken, seinen Predigten, den Gesprächen mit den Menschen seiner Gemeinde eine besondere Tiefe gab. Soweit es ihm möglich war, liess er sich nicht von seiner Krankheit beherrschen, sondern antwortete darauf mit der ihm trotz allem geschenkten Kraft zum Dasein. Die Gespräche mit ihm waren bis zuletzt nie einfach geprägt vom Schmerz der bevorstehenden Trennung, sondern immer erfüllt von einer Dankbarkeit für das Leben, das ihm unzählige gute und schöne Momente erleben liess.
Gerne hätten wir es ihm gegönnt, anfangs des kommenden Jahres die schon geplante Reise anlässlich seines Sabbaticals antreten zu können. Doch nur zu schnell musste er selber sich der Wirklichkeit stellen, dass ihm das nicht mehr möglich sein würde – in der Nacht vom Sonntag, 6. August hat er seine Augen für immer geschlossen.
Als letztes Lied sang die zu seinem Abschied versammelte Gemeinde das Lied 485, das er seit Jahren immer zum Abschied eines Menschen in unseren Kirchen singen liess: «Dir Auferstandner, sei der Lobgesang, dir dem Auferweckten, der den Tod bezwang.» Nicht der Schmerz über den Tod eines geschätzten und liebgewordenen Menschen möge uns umfangen, sondern der Glaube an das Leben uns dazu frei machen, mit den vielen wertvollen gemeinsamen Erfahrungen neue Schritte in die Zukunft zu unternehmen. Im Glauben bleiben wir miteinander über den Tod hinaus verbunden und so in der Hoffnung für die und in der Zuwendung zu den Menschen, mit denen wir weiterhin unterwegs sind. UB